1. Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 5,27b-32.40b-41):
Aus dem Evangelium nach Johannes ( 21,8-17)
Es ist unglaublich: Ein Mann, Jesus von Nazareth, wird verurteilt und wie ein Verbrecher und ein von Gott Verfluchter gekreuzigt. So mussten die Menschen das damals verstehen. Es war aus. Auf diese Art musste dieser Jesus aus ihrem Bewusstsein gelöscht werden. Und da machen die Freunde von Jesus eine alles umwerfende Erfahrung: dieser Jesus lebt. Die einzig mögliche vernünftige Erklärung dafür war, dass Gott selbst da eingegriffen hat. Er hat Jesus auferweckt, ihm neues Leben geschenkt und ihn so rehabilitiert.
Darüber konnten sie nicht schweigen. Sie mussten es der Öffentlichkeit bekannt machen - auch wenn die religiöse Obrigkeit (die Jesus zum Tode verurteilt hat), es ihnen verboten hat. Sie mussten die Freunde von Jesus zum Schweigen bringen, denn diese unterminierten ihre ganze Autorität. Vor dem Hohen Rat, vor dem Gericht, wird es den Jüngern noch einmal eingeschärft - sogar durch eine Auspeitschung. Und was geschieht? Kaum sind sie draußen, beginnen die Jünger wieder über den von Gott Auferweckten zu reden. Die Ostererfahrung hat diesen Menschen eine fast unmenschliche Kraft gegeben. So geht das Geschehen mit Jesus weiter. Jesus wirkt weiter unter und in ihnen. Besonders durch Petrus.
Aber dieser Petrus war nicht immer so tapfer. Als Jesus verhaftet wurde, schlich Petrus sich heimlich in die Nähe des Gerichts, wurde aber erkannt als einer, der zu Jesus gehörte. Da bekam er es mit der Angst zu tun. Bis zu drei Mal sagt er: „Ich kenne diesen Jesus nicht.“ Er verleugnet ihn, leugnet, dass er mit Jesus etwas zu tun hat, um sich selbst nicht in Gefahr zu bringen. Den kenne ich nicht, mit dem will ich nichts zu tun haben. Das war ein anderer Petrus!
Spielt Jesus im heutigen Evangelium darauf an? Diese (jetzige) Begegnung mit Jesus muss für Petrus peinlich gewesen sein. Dreimal hat er Jesus verleugnet. Dreimal fragt Jesus ihn jetzt: „Liebst du mich?“ Eigentlich macht Jesus Petrus keine Vorwürfe. Er will nur, dass er sich wirklich zu ihm bekennt. „Liebst du mich?“ - Jesus will kein Lippenbekenntnis. Er will, dass Petrus mit seinem ganzen Wesen zu ihm steht. Deswegen: Hast du ein Herz für mich? Ist dein Herz bei mir? Eine ganz wichtige Aussage für alle, die sich heute für das Volk Gottes, für die kirchliche Gemeinschaft einsetzen, sich engagieren wollen.
Jesus tut tatsächlich etwas Überraschendes. Er versucht nicht nur die Beziehung mit Petrus wiederherzustellen. Jesus vertraut diesem Petrus, der ihn so verleugnet hat, sein Lebenswerk an: Du sollst weitermachen, was ich angefangen habe. Du sollst Menschen versammeln, die sich zu mir bekennen und ihre Hoffnung auf mich setzen. Unglaublich, was Jesus da macht: Er vertraut alles einem schwachen Menschen an.
Vielleicht ist das heutige Evangelium besonders an diejenigen gerichtet, die eine besondere Funktion in der Kirche habe: der sogenante ‚Klerus‘‘ die ‚Geistlichkeit‘. Sie hat in der Geschichte oft das Bild vom Hirten falsch verstanden: Ein Hirt als einer, der die dumme Herde, die Schafen, dirigiert und ihnen vorschreibt, was sie zu tun haben. Besonders der verstorbene Papst Franziskus wurde nicht müde, diesen ‚Klerikalismus‘ anzuprangern. Jesus hat zu Petrus gesagt: Wenn du mich liebst, dann sorge dich um die Menschen, die an mich glauben wollen. Hilf ihnen, dass sie immer mehr an mich glauben und mich lieben lernen. Der Priester, der Pfarrer, voll im Dienste des gläubigen Volkes.
Aber Jesus fragt auch jeden/jede von uns: Liebst du mich? Ist dein Herz bei mir? Dann nehme ich dich in meinen Dienst. Helft einander christlich zu glauben, in Wort und Tat.
Das ganze Ostergeschehen wird für uns lebendig. Die heutige Szene erinnert uns an all dies, während Jesus mit seinen Freunden isst! Das ist auch mit den beiden Jüngern von Emmaus der Fall („Als er mit ihnen das Brot bricht, gehen ihnen die Augen auf“). Etwas Ähnliches kann mit uns geschehen in einer Eucharistiefeier, in einer Mahlfeier, wo wir uns intensiv auf Jesus einlassen, im Bewusstsein, dass wir von ihm eingeladen sind. „Kommt und esst“. Ist er dann nicht mitten unter uns, unerkannt, nicht sichtbar, aber real? „Sie wussten: Es ist der Herr.“ Bei jeder Eucharistiefeier, in jeder Mahlfeier, will Jesus in unser Leben kommen, unter uns lebendig sein.